Sonntag, 6. Mai 2007

Kilometer 819 - Allein im Altmühltal

Heute hat die ganze Bande gekniffen. Der eine hat abgesagt wegen eines gefluteten Kellers, der andere wegen eines heftigen Schlafdefizits und der dritte war erst Nachmittags aufgestanden, als ich schon über die Hälfte der Tour hinter mir hatte.

Die hatte ich dann nämlich mal alleine abgefahren. Schliesslich habe ich bis Mitternacht dran gesessen, sie zu planen und mir die Eckpunkte einzuprägen. Das sollte ja nicht umsonst gewesen sein. Ausserdem kenne ich jetzt den Weg und kann dann mit den anderen etwas entspannter die Runde drehen, weil ich nicht bei jeder Biegung genau gucken muss.

Natürlich zuerst mal ins Kloster Plankstetten, Bärlauchbratwürste mit Kraut fassen.


Mit der praktischen Tasche von Bernd hinten auf dem Soziussitz - bis auf das Auf- und Absteigen eine tolle Sache. Muss man aber recht gelenkig sein, da man das Bein drüber schwingen muss. Passt aber dafür alles rein, was man so während der Tour braucht - Pulli für Notfälle, 1.5 Liter-Flasche Apfelschorle, Karten, Erste-Hilfe-Päckchen, Fotoapparat, Sonnenbrille, Snacks.

Hinter dem Kloster, auf dem Schleichweg, plötzlich fast Alpenverhältnisse: Enge Kurven, direkt an der bröckeligen Felswand entlang, noch mehr enge Kurven, ratz - mit der Stiefelspitze in der Linkskurve aufgesetzt. Was hab ich Depp aber auch meine Latschen so weit runter. Jeder andere wäre, wenn überhaupt, mit der Fussraste aufgekommen, ich mit der Stiefelspitze. Naja. Wieder was gelernt: Beim Fahren enger Kurven nicht den Fuss unter den Schalthebel. Aber ausser dem Schreck ist nichts passiert und ich kam dann in die ruhigen Dörfer zwischen Plankstetten, Kinding und Kipfenberg.


Wobei "ruhig" sowas von untertrieben ist. Selbst "tot" würde noch auf mehr Action schliessen lassen als das, was hier wie eine Filmkulisse nach der anderen aufgebaut (und nach dem Dreh stehen gelassen) war. Das soll niemanden beleidigen, aber wo sind die Menschen alle? Wenn daheim Sonntag ist, ist von morgens bis abends durchgehend Kinderlärm und ein Kind nach dem nächsten trabt permanent durch die Strassen. Und es kann ja auch nicht den ganzen Tag Kirche sein - hier ist es aber sowas von menschenleer, daß ich froh war, für Notfälle ein Medi-Pack und ein Handy dabei zu haben. Wobei hier sogar nicht überall Empfang ist, wie ich letzten Sonntag ja feststellen durfte. Sitzen hier alle den ganzen Tag vor dem Fernseher und sperren sie die Kinder ein? Oder fahren alle am Sonntag zu den "In-Places"? Zum Beispiel hierhin:



Wie auch immer. Ich genoss jedenfalls die Ruhe - auf der gesamten Etappe habe ich nur dreimal einen PKW überholt und insgesamt vielleicht 2 Dutzend Motorradfahrer getroffen. Die mir, bis auf eine Ausnahme, alle entgegenkamen. Der eine andere aber, der aus meiner Richtung kam, hat mich direkt am Kurvenausgang sowas von laut und schnell und völlig überraschend innerhalb meiner Fahrspur überholt, daß ich ihm noch eineinhalb Kilometer nachgeflucht habe. Naja, wer es halt braucht, Anfänger mit so schwachsinnigen Aktionen zu erschrecken. Mancher hat ja sonst nichts. Dabei war dieser Berg, aus dessen letzter Kurve ich kam, richtig schön. Wie der Ellerberg, nur etwas weniger breit ausgebaut.

Jedenfalls ist das Altmühltal zwischen Kipfenberg und Eichstätt zum Fahren weniger spannend, als ich dachte. Ist eben touristisch sehr erschlossen (allerdings auch hier nichts auf der Strasse, was noch Puls hat) und strahlt so diesen "Fremdenzimmer"-Charme aus. Diese Schilder hängen übrigens wirklich noch herum. Nix mit Gästen, da kommen die Fremden rein. Und die Altmühl kann man nur gelegentlich gut sehen. Ist auch nicht sehr spektakulär, hatte ich mir anders vorgestellt. Aber das mag an diesem speziellen Teilstück liegen. Das Hörnchen hat jedenfalls mal von der Brücke geschaut.


Von Eichstätt aus ging es dann über Pollenfeld nach Weissenburg. Da ist viel Gegend. Eigentlich nur. Und vor allem. Sehr viel Gegend. Und deshalb mal in schwarz weiss, damit es dramatischer wirkt.


Ausser diesem Turm, von dem ich noch rauskriegen muss, was seine Bestimmung ist, gab es nicht viel zu sehen, aber schön zu fahren. Man konnte mal ein bisschen weiter voraus gucken und dementsprechend mal ein bisschen flotter fahren.


Von Weissenburg bis zur Abfahrt nach Heideck (hinter Pleinfeld) habe ich mich über die B2 gequält. Igitt. Viel Baustelle, Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h und nervige Dosenfahrer unterwegs. Überholen ging eher weniger, weswegen ich dann noch einen kleinen Abstecher nach Mischelbach eingebaut habe. Ich dachte, eh egal, heut ist ja sowieso keine Menschenseele auf den Beinen. Und ausgerechnet in Mischelbach steppte der Bär! Das Nest ist kaum grösser als eine Damenhandtasche und doch habe ich drei (!) Menschen gesehen. Davon habe ich gleich mal eine ältere Dame angesprochen (Klapphelme sind prima, da jagt man den Mitbürgern nicht soviel Angst ein), ob es noch einen geheimen Weg nach Heideck gibt, aber sie hat sich zwar sehr gefreut und war auch äusserst mitteilsam, hat mich aber wieder zur B2 gelotst. Wenigstens auf einem anderen Weg. War aber dann auch gleich die nächste Ausfahrt nach Heideck. Und der Weg führte schön durch den Röttenbacher Wald, diverse kleine Dörfer und dann, hinter Heideck, bis nach Hilpoltstein. Weiter nach Norden kreuzt man zuerst den Main-Donau-Kanal, fährt durch Hasenbruck, bevor man dann am Rothsee ankommt.


Dieser wird auf Höhe Kronmühle durch eine Strasse geteilt. Auf dem Bild die linke Hälfte (wenn man nach Norden schaut). War aber nicht das richtige Badewetter, auch wenn es im Sommer hier wohl vor lauter Menschen kaum noch Wasser zu sehen gibt. An der rechten Hälfte des Sees scheint eine sehr grosse Gaststätte zu sein, bin aber nur vorbeigefahren, weil ich langsam heim wollte. Irgendwie hab ich heute vergessen, gemütliche Pausen zu machen. Und nun schmerzen die Sitzknochen ein bisschen. Also ab nach Hause; bei Allersberg auf die Heimrennstrecke am Faberhof vorbei und im Ausrollen vor der Garage genau die 200 km vollgemacht. Womit sich der Tourenplaner kräftig verrechnet hat, welcher nämlich noch bis Neumarkt weitergeplant hat (aber die Burg hab ich mir heute mal geschenkt - da muss ich nicht alleine hinfahren), aber dabei auf 202 km kam. Das wären aber nochmal locker 30 oder 35 km gewesen. Egal, die Tendenz stimmt und es war ein schöner Tag.

Fazit des Tages: Auch wenn es ein bisschen langweiliger ist, alleine zu fahren, war es doch gut, um mich weiter mit dem Hörnchen vertraut zu machen. Und da gibt es nach wie vor viel zu tun. Aber es wird mit jedem Kilometer besser. Sogar mit der Einschätzung des eingelegten Ganges habe ich heute deutlich besser gelegen. Komischerweise kommt mir mein Mopped jetzt ziemlich langsam vor. Ich bin nicht sicher, ob ich mich einfach an die Kraft gewöhnt habe oder ob es tatsächlich langsamer beschleunigt. Vermutlich ist es die Gewöhnung. Warum sollte es langsamer werden? Ich habe mich heute gelegentlich dabei ertappt, daß ich dachte "Na, komm schon, jetzt zieh mal los" und daß ich im ersten und zweiten Gang das Gefühl hatte, es ginge nicht recht voran. Muss wohl mal zum Honda-Händler meines Vertrauens und die Vorführmaschine mal fahren, ob die schneller ist. *grins*

Das Wetter war toll, nicht zu kalt, nicht zu warm, selten direkte Sonne (damit keine Blendung), wenig Wind, so mag ich es. Kein Schwitzen und kein Frieren, schön trocken und toller Himmel. Leider hat das derzeitige Tief auch die Insekten mächtig tief fliegen lassen und die Klamotten sahen einfach unglaublich aus. Ästhetisch geht anders. Ich musste das Visier diesmal volle dreimal einweichen, bis die dicke Insektenschicht endlich abwaschbar war (sonst reicht einmal). Ich werde den Teil auf der B2 wohl nochmal überarbeiten und einen anderen Weg suchen, aber sonst war es eine gute Strecke. Mit ein paar "Rennabschnitten", ein paar wirklich netten Kurven und einigen einfach sehr schön zu fahrenden Strassen.


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