Freitag, 28. September 2007

Kilometer 2370 - Letzte Ausfahrt 2007?

Tja, kurzzeitig hat der Wettergott es ja nochmal gut gemeint mit uns. Zwar frieren einem morgens die Pedale an den Schuhen fest, aber ab dem späten Vormittag ist es sehr angenehm. Und da war es geradezu verpflichtend, nochmal die Umgebung zu erfahren.

Und damit keine Langeweile aufkommt, hab ich mich freiwillig bereit erklärt, den Trupp mal in den Süden zu entführen. Das geht ja gar nicht, dass weder Hubert noch Bernd das Kloster in Plankstetten noch die Burg Wolfstein kennen. Extra dafür habe ich mir eitwas ganz Tolles einfallen lassen: Mit Hilfe von Tesafilm und einer Prospekthülle habe ich die Routen am Motorradtank angebracht. Unten, also zu mir gerichtet offen, damit ich jeweils die abgefahrene Seite herausziehen kann. Tja, schlau, was? Spart den Kartenhalter. Leider auch die Karten, denn die haben sich (vermutlich auf dem kurzen Autobahnstück zu Hubert) mal flugs selbst aus der Hülle gezerrt und sich im Frankenland verteilt. Da half dann nur noch improvisieren (und Bernds Karte benutzen)

Aber wie es das Glück wollte, gab's auch noch lecker totes Tier im Kloster: Ganzer Ochse am Spiess. Wie auch immer man den auf den Spiess und das Bündel dann in die Halterung bekommt - halt, ich glaub, ich will's gar nicht erst wissen...


Am besten aber war die Fahrt an sich - hatte ich doch am Samstag die absoluten Billigst-Spiegel von Louis montiert (11,95 Euro) und eine neue Welt tat sich auf. Es war richtig schwierig, konzentriert nach vorne zu schauen, weil plötzlich sichtbar wurde, was die Schultern bisher verbargen: Es gibt eine Welt hinter dem Motorrad! Und einen weiteren Motorradfahrer, der sich fragt, wie bekloppt die Hersteller eigentlich sind, hässliche, dicke, aber sicher teure Spiegel zu montieren, die viel zu kurze Ausleger haben.

Schwer irritiert war ich dann, als ich den Ausblick nach hinten genoss und den wild fuchtelnden Bernd sah, der wie gestochen irgendwie rechts winkte, obwohl ich links abbiegen wollte. Als ich dann anhielt, lernte ich, dass dieses Zeichen bedeutet "Mach den Blinker aus, Du Depp" und bin dann beim Versuch, wieder anzufahren (drei Meter vor der Kreuzung), dabei vom Bürgersteig auf die Linksabbiegerspur zu kommen und gleichzeitig das Richtungsschild zu lesen, ob ich auch wirklich links muss, mal im dritten Gang losgekuschelt, was die Elastizität der Hornet doch über Gebühr belastet hat. Und aus war der Motor. Naja, keine Panik, dachte ich, dafür hat man ja den E-Starter; wieder an, die Autoschlange hinter mir im Blick, Hubert fest an die Seite gekuschelt (er hatte natürlich nicht mit meinem spontanen Stillstand gerechnet) - und nochmal aus. Ich hatte nämlich nicht gerafft, dass ich im Dritten war. Aber man macht ja jeden Fehler nur zweimal und beim dritten Mal hab ich dann mal richtig was am Kabel gezogen und sogar nochmal runtergeschaltet.

Jaja, so geht das, wenn der Hersteller die Ganganzeige einspart (nur ein Scherz, da hätte ich eh nicht draufgeschaut). Ansonsten aber lief die grosse Führung überwiegend problemlos, sieht man davon ab, dass man am Rothsee meinen kleinen Parkplatz geschlossen hatte und ich kurzzeitig etwas dumm in der Gegend herumstand.

Die Burg war wie immer klasse, schon wieder eine neue Mauer aufgebaut und ein bisschen was geräumt. Nur das letzte Stück Käsekuchen ging mal wieder an mir vorüber (zwei Tische weiter, um genau zu sein). Aber Preisselbeer-Creme war auch okay. Und den beiden hat's auch gefallen - siehe hier:

Sonntag, 16. September 2007

Kilometer 2160 - Harley in Ansbach

Ja Kreuzkruzifix! Da fahr ich den ganzen Weg nach Ansbach, um die Dyna Fat Bob zu testen und wäre, wenn wir nicht im Korso gefahren wären, gleich an der Hofausfahrt wieder abgestiegen. Was ist denn das für ein bescheuertes Motorrad!


Kann man da nicht mal W
arnschilder anbringen, zum Beispiel:

"Personen unter 1,90m reichen weder an Pedale noch an Lenkerenden" oder

"Beim Anhalten keinesfalls das rechte Bein runternehmen, sofortige Verbrennung der Wade am völlig bekloppt verlegten Auspuff (auch mit Schutzkleidung)" oder

"Die Bremsen sind nur zur Zierde und dienen keinesfalls der Verzögerung" oder

"Den 1600er Twin keinesfalls mit niedrigen Drehzahlen fahren (elastisch wie ein Feldkiesel)" oder


"Die Schüttelungen (Steigerungsform von "Vibrationen") sind kein Fehler sondern eine Charaktereigenschaft. Bitte halten Sie sich fest und schnallen sich an"

"Die Blinker gehen nach der Kurve von selbst aus (meist fährt der Harley-Mann Auto und ist es so gewöhnt)" und, und, und...

Wie kann ein Bike, das so schön aussieht (aber auch nur auf den Bildern übrigens) so dermassen grottig zu fahren sein. Und mal fix viel Geld gespart *grins*

Zum Glück hatten sie dann doch noch was zum richtig Motorrad fahren da, eine Buell XB 12 Lightning Super TT; das mal ganz andere Erlebnis auf zwei Rädern. Oder beim Bremsen auch mal nur noch auf dem Vorderen. Herrschaftszeiten. Ein ausgeworfener Anker ist ein Dreck dagegen.


Aber so geht das mit dem Vau-2. Anständiges Fahrwerk drum, Charakteristik mal für'n Motorrad und nicht für Oppas Rasenmäher mit Rheumadeckchen abgestimmt und schon geht die Luzi ab. Und das aber richtig. Klasse. 3. Gang rein und am Ende der Tour wieder raus. Dazwischen dumpfes Röhren, tieffrequentes Brüllen, heiseres Grollen und angemessen Schub. Laut Motorrad-Testbericht erscheint sie flotter, als sie wirklich ist - who cares. Es ist das "wie", nicht das "wieviel".


Zunächst hatte ich ein bisschen Respekt, weil man das Gefühl hat, vorne runter zu fallen. Man sitzt sehr weit vorn, sehr hoch (ich reich nur mit beiden Zehenspitzen auf den Boden) und beim Bremsen passiert hinten gar nichts (wie bei den Harleys auch). Aber vorne dafür brutal viel.

Zitat bikerszene.de: "Hier gilt: Bremsen für die Erwachsenen. Mannsharte Kerle sind schon beim Vom-Hof-Rollen des Händlers mit einem kapitalen Überschlag vom Buellen abgestiegen."

Und beim Anbremsen der ersten Kurve verzögert das Teil so vehement, dass man einfach denkt, man rutscht vornüber. Aber da halten einen die seltsamen Gummibacken am Tank auf, die dann genau die Knie blockieren. Praktisch. Und wie ich eben nachgelesen hab, sind das Rahmenschützer, damit sich die TT beim Umfallen nicht den Rahmen zerdetscht. Aber das Allerbeste ist, bei 3000 Umdrehungen einfach mal den Harley-Test-Trupp zu ignorieren, sich zurückfallen lassen...warten...noch ein bisschen...und aufreissen! Boah! Da könnt man glatt prollig werden, geht das ab. Immer verbunden mit einem erdbebenartigen Sound und scharfen Vibrationen, die aber hier nicht (wie bei der Harley) dafür da sind, den Fahrer zu wecken. Und auch weit davon entfernt, einen unangenehm durchzuschubsen. Hier ist das die einzige Möglichkeit zu erahnen, ob man sich langsam dem Drehzahllimit nähert. Es sei denn, man wendet den Blick von der Strasse ab und sieht auf den billigsten Plastik-Armaturen nach, die ich je an einem Zweirad sah. Also besser den Blick nach vorne und fühlen, wenn sie sich schüttelt und einen Gang höher geritten werden möchte. Sie soll angeblich 5 Gänge haben - wofür auch immer; jedenfalls nicht für die Landstrasse. Das mit dem Dritten Gang war wirklich so.

Interessant allerdings, dass auch die unerwartete Schwäche des Standard-Harley-Motors, nämlich keine Power unter 2500 Touren, hier abgemildert besteht. Meine 1100er Virago von vor 14 Jahren hatte das nicht. Da ging's ab Leerlaufdrehzahl los wie die Eisenbahn (mit nicht streikendem Lokführer).
Nicht, dass meine Hornet das könnte, aber die hat ja auch nur 600 ccm auf vier schnapsglasgrossen Töpfchen verteilt. Und nicht zwei Colaflaschen als Zylinder. Aber zurück zur Buell. Eine ganz rassige Mischung aus Sportfahrwerk und einem quasi Tourenmotor macht die Buell zu einer echten Spassgranate.

Leider gab es nicht viele Kurven, aber die paar hab ich mal ordentlich angegangen, obwohl es mehr Überwindung kostet, da man höher sitzt. Aber die Bremsen machen mehr Angst als der Antrieb, also volle Pulle rein in die Kehre - kann man wenigstens nicht vorne über den Lenker fallen *grins*. ABS wäre da erste Wahl (gibt's natürlich nicht).

Hui, ich muss erstmal Adrenalin runterfahren; mein kleines Hörnchen schmollt grad in der Garage, weil's irgendwie nicht so recht klasse war, damit nach Hause zu fahren - aber keine Sorge, keine Veränderungen anstehend. Solange die Buell kein ABS hat, jedenfalls ...

Samstag, 15. September 2007

Kilometer 2031 - Überschall

Naja, fast jedenfalls. Zumindest zum ersten Mal die 200er Marke durchbrochen. Abgesehen davon, dass ich morgen wahrscheinlich Genickstarre haben werde, ein viel zu schönes Erlebnis. Es hat allerdings durch den Winddruck schon sehr stark am Kopf gezerrt, das ist nur was für Stiernacken *grins*

Es war vor allem so mühelos, bei 120 mal richtig aufzuziehen, in den Vierten schalten, bis 11.500 drehen, dann in den 5. hoch, nochmal bis 10.000 und dann in den Kuschelgang - und auf die Bremse, weil wieder die Dosentreiber nicht gepeilt haben, dass auf der Strecke keine Geschwindigkeitsbegrenzung ist. Das ist das ätzende an der A73. Am Wochenende ist ein gutes Teilstück eben nicht 80 oder 120 km/h (wie unter der Woche) sondern FREIEIEIEIEIEI. Aber die fränkischen Gewohnheitstiere peilen das natürlich nicht. So konnte ich wenigstens mal gemütlich mit 90 hinter einem sturen Linksfahrer zuckeln und den Motor abkühlen lassen.

Die erwarteten Adrenalinschübe blieben allerdings insgesamt aus - was sicher auch daran lag, dass ich vollkommen überrascht war, als ich auf den Tacho sah (mich wundernd, warum es so am Hals zerrt) und dann eh schon wieder langsamer werden musste. Ich glaube, ich habe mich zu sehr an mein Hörnchen gewöhnt, ich muss langsam aufpassen, dass ich nicht übermütig werde.

Morgen werd ich mal etwas ganz anderes fahren: Eine dicke, schwere Harley Dyna Fat Bob, die ab sofort käuflich ist. Wenngleich auch zum Preis zweier Kleinwagen. Aber wer will schon Kleinwagen fahren *grins*

Bin mal gespannt. Ne richtige Opa-Kutsche, aber immerhin unverkleidet. Morgen ist der Tag der offenen Tür beim örtlichen Harley-Dealer. Ich bin für 12 Uhr eingeplant, das Schwermetall zum Glühen zu bringen. Hoffentlich gefällt's mir nicht, sonst wird's hitzige Budgetdebatten geben...